Pastoralplan

Eine Kirche, die sich erneuern will, muss wissen, wer sie ist und wohin sie will.“ Diese Aussage aus einem Grundlagenpapier des Diözesanrates unseres Bistums beschreibt kurz und prägnant den Inhalt und Zweck eines Pastoralplanes. Im Jahre 2013 wurde nach intensivem Austausch verschiedener Gremien ein Diözesanpastoralplan verabschiedet und von Bischof Dr. Felix Genn in Kraft gesetzt. Sein Grundanliegen ist die Bildung einer lebendigen, missionarischen Kirche vor Ort.

Nach Inkraftsetzung des Diözesanpastoralplans waren wir Christen in den Gemeinden unseres Bistums eingeladen vor Ort zu erarbeiten, wie die darin genannten Optionen und Ziele konkret bei uns verwirklicht werden können. Dies schließt mit der Formulierung eines örtlichen Pastoralplans – und der soll die Handschrift möglichst vieler Christen vor Ort tragen. Dabei geht es um Grundlagen und Visionen für die Zukunftsfähigkeit unserer Kirche vor Ort. Ganz konkret wollten wir für die kommenden Jahre Ideen entwickeln, um Bewährtes zu bewahren, Neues zu wagen aber auch mit Mut und Weitsicht uns von Dingen zu verabschieden, die nicht mehr ansprechend sind.

Unser Pastoralplan

"Ein Schiff das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit"

Einleitung und Situationsbeschreibung

„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“. Dieses wichtige Wort der Verbundenheit mit allen Menschen aus einem Text des zweiten vatikanischen Konzils, soll uns, die Jüngerinnen und Jünger Jesu in der Gemeinde St. Marien und Johannes in Sassenberg, auf den Weg in die Zukunft begleiten und wir vertrauen dabei auf Gottes Hilfe und Heiligen Geist.

Seit dem 28. Juni 2015 sind wir die neue Kirchengemeinde St. Marien und Johannes. Davor hat es in den beiden Gemeindeteilen in Füchtorf und Sassenberg ein über Jahrhunderte gewachsenes eigenes Gemeindeleben gegeben. Mit dem Zusammenschluss der Gemeinden ergeben sich neue Herausforderungen für die Arbeit in der neuen Pfarrei. Gemeinsam wollen wir künftig in der fusionierten Gemeinde St. Marien und Johannes kirchliches Leben gestalten, gemeinsam wollen wir miteinander unseren Glauben leben und feiern. Beide Gemeindeteile prägt eine große und unterschiedliche Vielfalt. Es sind viele in unserer Gemeinde, die ihre Gaben und Fähigkeiten einbringen. Es gibt Menschen, die sich von Gottes Wort bewegen lassen, die in der Botschaft Jesu einen tragfähigen Grund für ihr Leben gefunden haben. Es gibt aber auch die, die noch auf der Suche sind und auch viele, denen diese Botschaft nichts oder nur wenig bedeutet oder die sich gar abgewendet haben.

Wir leben in einer sich ständig verändernden Gesellschaft und die Geschwindigkeit, mit der Veränderungen stattfinden, nimmt zu. Das hat vielfältige Ursachen und auch die Kirche und das kirchliche Leben sind davon betroffen. Die Kirche spielt bei vielen und damit meinen wir, auch bei einem Großteil der Mitglieder unserer Gemeinde, nur noch eine untergeordnete, auf bestimmte Anlässe reduzierte oder bereits gar keine Rolle mehr. Das haben wir nüchtern zur Kenntnis zu nehmen.

Leitbild

Ein Schiff das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit.

Wir haben das Schiff in stürmischer See als Leitbild gewählt. Es ist ein gutes Bild für die christliche Gemeinde und die Kirche, die in einer bewegten Welt unterwegs ist und sich im ständigen Wandel behaupten muss. Auf diesem Schiff sind wir jedoch nicht allein unterwegs. Wir vertrauen darauf, dass Jesus Christus selber dieses Schiff durch alle Höhen und Tiefen unserer Zeit mit begleitet und leitet.

In einer Steuerungsgruppe haben wir uns intensiv mit der Entwicklung dieses Pastoralplans beschäftigt. Wir haben eine Bestandsaufnahme unserer jungen fusionierten Gemeinde erstellt und wollten herausfinden, in welche Richtung unser Gemeindeschiff künftig steuern soll. Im Austausch mit den verantwortlichen Gremien von Pfarreirat und Kirchenvorstand haben wir versucht, genau hinzuhören. Durch gezielte Fragestellungen in die Gemeinde hinein (u.a. „Kirche hat nur eine Zukunft, wenn…“) war es unser Anliegen, die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen in Füchtorf und Sassenberg aufzunehmen, um für die nächsten 5 Jahre die Segel unseres Gemeindeschiffes neu zu setzen, damit die gewünschte Kursrichtung erreicht wird.

Auf die Frage: Wie möchten wir heute christliche Gemeinde sein und leben? haben sich folgende Leitlinien herauskristallisiert.

  • Wir verstehen uns als suchende und offene christliche Gemeinde, die auf die Menschen zugeht.
  • Wir möchten ihnen Angebote machen und dabei vermitteln, dass sie jederzeit eingeladen sind, sich mit uns auf den Weg Jesu zu machen und am kirchlichen Leben teilzunehmen, wenn auch nur zeitweise oder zu bestimmten Anlässen.
  • Wir wissen uns verwurzelt in Gott und möchten dieses Geheimnis unseres Glaubens mit anderen teilen und feiern.
  • Wir möchten mit Freude unseren Glauben leben und weitergeben. Dabei möchten wir neue Wege beschreiten und Altbewährtes nicht aus dem Blick verlieren.
  • Wir möchten weiterhin eine tragende Gemeinschaft sein, die an der Not der Menschen nicht vorbeigeht.
  • Wir wünschen uns, dass viele das Faszinierende unseres Glaubens entdecken und laden immer wieder neu ein, mit uns auf unserem Schiff unterwegs zu sein.
  • Mit dem folgenden Pastoralkonzept möchten wir die im Pastoralplan des Bistums Münster vorgeschlagenen Optionen und Ziele aufgreifen und sie auf unsere Gemeinde hindeuten.

Charismensuche

„Priestermangel praktisch: von der versorgten zur sorgenden Gemeinde“, das war der Titel eines Buches des Pastoraltheologen P.M. Zulehner. An vielen Stellen erleben wir in unserer Gemeinde Menschen, die sich engagieren und aus ihrer gläubigen Beziehung heraus in die vielfältigen Aktivitäten einbringen. Es gibt bereits einige Kreise, die sehr selbstständig und ohne das Zutun der verantwortlichen Seelsorger vor Ort arbeiten und aus ihren eigenen Reihen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ansprechen und gewinnen. Oft ist jedoch Unterstützung notwendig oder gewünscht.

Wir wollen als Gemeinde deutlich machen: Mitarbeit ist gewollt. Menschen mit neuen Ideen sind willkommen. Ein Schwerpunkt soll auf der Begleitung der ehrenamtlichen Kräfte liegen. Durch Fort- und Weiterbildung sollen sie gestärkt und in ihrer Arbeit unterstützt werden. Wir möchten die vorhandenen Gruppen ermutigen in ihren eigenen Reihen und in dem Umfeld in dem sie leben, Charismen bei anderen zu entdecken und sie zu ermutigen sich mit ihren Fähigkeiten einzubringen. Die verantwortlichen Seelsorger verpflichten sich, sie bei dieser Suche zu unterstützen.

Es soll deutlich werden, dass die, die sich engagieren möchten, durchaus die Möglichkeit haben, dies nur für ein bestimmtes Projekt oder einen begrenzten Zeitraum zu tun und sich danach wieder zurückziehen zu können.

Zugleich erinnern wir daran, dass Gott jedem von uns Charismen und Fähigkeiten geschenkt hat. Wir alle und jeder in unserer Gemeinde möge sich daher die Frage stellen: Was kann ich selber einbringen?

Einladung zum Glauben (Martyria)

Wir stellen fest, dass bei vielen Gläubigen ein solides Grundwissen über den Glauben fehlt. Zugleich gibt es durchaus eine Bereitschaft, sich neu mit den Inhalten des Glaubens zu beschäftigen.

Aus diesem Grund möchten wir in den nächsten Jahren neue Zugänge zum Glauben anbieten und helfen, diese durch spirituelle, geistliche und religiöse Angebote einzuüben. Auch möchten wir die vorhandenen Gruppen in unserer Gemeinde einladen, sich verstärkt inhaltlich mit Fragen des Glaubens und des Lebens zu befassen. Die Hauptamtlichen (verantwortlichen Seelsorger) lassen sich dafür gerne ansprechen und helfen bei der Vermittlung entsprechender Referenten.

Wir laden einmal im Jahr alle Neuzugezogenen unserer Gemeinde zu einem Kennenlerntreffen ein. Dieses Treffen möchte dazu dienen, den Neuzugezogenen, Gesichter und Namen, die sich mit der Gemeinde verbinden, bekannt zu machen. Menschen zu suchen, die sich diesem Anliegen annehmen, wollen wir als eine Aufgabe für die nächste Zeit verstehen.

Verbindung von Liturgie und Leben

Die Gottesdienste, besonders die Feier der Eucharistie, sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Gemeindelebens. Im Gottesdienst kommt Gemeinde zusammen und feiert ihren Glauben an den dreifaltigen Gott. Die Eucharistie ist „Quelle und Höhepunkt“ jedes gemeindlichen Lebens, besonders am Sonntag. Aus ihr erwachsen unsere Freude und der Auftrag, unser Christsein im Alltag zu leben. Es gibt viele unterschiedliche Formen des Gottesdienstes, die wir in unseren Gemeindeteilen pflegen. Ehrenamtliche arbeiten bereits selbstständig in der Gestaltung von Gottesdiensten in den Kirchen und im Altenzentrum mit.

Wir sehen aber auch, dass wir mit unserem gottesdienstlichen Angebot nur einen bestimmten Teil der Gemeinde ansprechen. Andere wünschen sich neue Formen des gottesdienstlichen Feierns für bestimmte Gruppen, zu bestimmten Themen, die sich stärker an der Lebenssituation der Menschen orientieren und vielleicht auch an anderen Orten. Das wollen wir in den Blick nehmen. Wir möchten eine interessierte Gruppe finden, die bereit ist zwei Mal im Jahr einen Gottesdienst zu einem bestimmten Thema vorzubereiten. In diesem Zusammenhang möchten wir auch Angebote für Jugendliche fördern.

Mit der Zusammenführung der beiden Gemeindeteile haben wir auch vereinbart, dass die Kirchenmusik und die Chorarbeit in unserer Gemeinde einen besonderen Stellenwert behalten. Vielfach wurde der Wunsch geäußert, die neuen geistlichen Lieder stärker in den Gottesdiensten zu berücksichtigen. Daher werden wir einmal im Monat, im Wechsel zwischen den beiden Kirchen unserer Gemeinde, einen Gottesdienst mit neuen geistlichen Liedern anbieten.

Für den Gemeindeteil Füchtorf wollen wir ein größeres Angebot an Kinder- und Familiengottesdiensten schaffen unter einer aktiven Beteiligung von Gemeindegliedern an der Vorbereitung und Gestaltung dieser Feiern. Dafür werden wir Menschen aus der Gemeinde suchen und ansprechen, um damit einen weiteren Schwerpunkt zu bilden.

Ein Fürbittbuch soll in beiden Kirchen ausliegen damit Menschen ihre Anliegen formulieren können. Diese Anliegen sollen in einem bestimmten Gottesdienst (werktags oder sonntags) dann genannt werden.

In den Predigten wird ein noch stärkerer Bezug zum Alltag, zum Zusammenleben im Großen und Kleinen und zu aktuellen sozialpolitischen Fragestellungen gewünscht. Dies Anliegen wird von den Predigern gehört.

Caritas – eine dienende Kirche

In unserer Stadt und unserer Pfarrei gibt es viele Hilfen für Menschen in Not. Sozialstaatliche Leistungen bilden mit den Angeboten caritativer Organisationen und Vereine, wie z. B. dem LebensMittelPunkt, dem Caritasverband oder auch dem Altenzentrum St. Josef, in vielen Fällen ein tragfähiges soziales Netz. Auch viele Gemeindemitglieder engagieren sich bereits ehrenamtlich an verschiedenen Stellen im Bereich der Caritas. Wir möchten in Zukunft stärker im Austausch mit allen im caritativen Bereich Tätigen sein, um gemeinsam weitere Hilfsangebote zu entwickeln. Dazu gehört auch der Kontakt zur Stadt, um mit dem Sozialamt und unserer Gemeinde die Nöte der Menschen zu erfassen.

Es gibt zwei Caritasgruppen, in Sassenberg und in Füchtorf, die sich um in Not geratene Menschen kümmern. Zurzeit kümmern sich beide Gruppen sehr stark um die bei uns angekommenen und noch ankommenden Flüchtlinge. Die Flüchtlingszahlen sind im Augenblick rückläufig. Jetzt gilt es die Menschen, die aus anderen Ländern zu uns gekommen sind zu integrieren.

Den Flüchtlingen wollen wir das Gefühl geben, dass sie willkommen sind, unabhängig von ihrer Religion.

Wir wollen sie nicht vereinnahmen, sondern ihnen Hilfestellungen bieten und Perspektiven aufzeigen für das Leben bei und mit uns. Das wird auch in Zukunft eine Herausforderung für unsere christliche Gemeinde bleiben.

Wir unterstützen die Eine- Welt – Gruppen und Läden in unserer Gemeinde durch den verbindlichen Einsatz der fair gehandelten Produkte in unseren Einrichtungen und Gruppen.

Wir können uns vorstellen in Zukunft eine konkrete Patenschaft mit einer Gemeinde in der sogenannten Dritten Welt für einen begrenzten Zeitraum einzugehen, sofern entsprechendes Interesse in der Gemeinde besteht und die hierzu notwendigen personellen Ressourcen vorhanden sind.

Es gibt auch in unserer Pfarrei versteckte, materielle Armut, z.B. durch ein geringes Renteneinkommen oder Arbeitslosigkeit. Auch Armut nichtmaterieller Art ist anzutreffen, wie Einsamkeit nach Verlust des Ehepartners, Existenzängste und Sucht. Durch die Auflösung der Großfamilie sind die erwachsenen Kinder aus beruflichen Gründen immer weniger vor Ort und können sich nicht mehr so um ihre möglicherweise pflegebedürftigen Eltern kümmern. Auch zerbrochene zwischenmenschliche Beziehungen in Ehen und Familien gehören dazu. Manche, die einen Menschen durch den Tod verloren haben, benötigen über die Beerdigung hinaus eine Begleitung.

Um an all den zuvor genannten Punkten Hilfe leisten zu können wird es wichtig sein, immer wieder nach neuen ehrenamtlichen Mitarbeitern zu suchen, mit denen wir die Arbeit im caritativen Bereich auf Dauer sichern können.

Einrichtungen

Zu unserer Pfarrei zählen zwei Pfarrheime, zwei Kindergärten und das Altenzentrum St. Josef, sowie zwei katholische öffentliche Büchereien. Dies sind wichtige Orte an denen Gemeindeleben stattfindet. Zwischen dem Kindergarten St. Johannes und dem Altenzentrum besteht seit Jahren ein generationsübergreifender Kontakt. Mit den verschiedenen Angeboten im Altenzentrum und der integrierten Kapelle ist dort ein Ort der Seelsorge nicht nur am Lebensende.

Mit der Genehmigung eines Pfarrheimneubaus in Sassenberg hat das Bistum Münster ein deutliches Signal gesetzt, weiterhin einen Ort der Begegnung im Gemeindeteil Sassenberg zu schaffen. Mit der zukünftigen Integration der Bücherei in das Pfarrheim ergibt sich hier eine gute Gelegenheit Pfarrheim und Bücherei zu einem guten Ort christlichen Miteinanders werden zu lassen, der diesen konfessionsübergreifend für alle zugänglich macht.

In unseren katholischen Kindergärten haben wir unser christliches Profil geschärft. Die guten Anmeldezahlen und Nachfragen von Eltern zur Unterbringung ihrer Kinder in unseren Einrichtungen sprechen eine eigene Sprache. Daran werden wir auch in Zukunft weiterarbeiten.

Schlusswort

Dieser Pastoralplan deckt gewiss nicht alle seelsorgerischen Felder in unserer Gemeinde ab. Es gibt bereits ein vielfältiges Engagement von Ehrenamtlichen und nur ein Teil davon wurde hier explizit erwähnt. Wir schätzen dieses Engagement ausdrücklich und wollen all diese Aktivitäten weiterhin gerne unterstützen und fördern. Um unsere personellen Ressourcen jedoch nicht zu überfordern, müssen wir dabei aber Veränderungen in den Bedürfnissen wahrnehmen und ggfs. auch bestimmte Aktivitäten einstellen. Diese Veränderungen sollten wir nicht als Verlust ansehen sondern als Chance, denn sie schaffen Raum für Neues. Um im Bild unseres Gemeindeschiffes zu bleiben: einen Teil der bereits gesetzten Segel oder der durch diesen Pastoralplan neu zu setzenden Segel werden wir, je nach den Bedingungen in unserem Umfeld auch wieder einholen und andere Segel wieder hissen müssen, damit wir die Zukunft unserer Schiffsreise sichern.

Wir werden die angestrebten Ziele dieses Pastoralplans mithilfe eines noch zu erstellenden Maßnahmenkatalogs nachhaltig verfolgen. Hierin werden auch die verantwortlichen Personen für die Umsetzung benannt. Im jährlichen Rhythmus soll der Maßnahmenkatalog überarbeitet und aktualisiert werden.

An der Erstellung des Pastoralplans haben mitgewirkt:
Hedwig Böckenholt, Anne Mersmann, Martina Gausepohl, Andreas Rösner (Pfarrer), Reinhold Gebbe, Christian König, Mathilde Greiwe, Gabi Haverkamp